ARBEIT, FREIZEIT, ANGST

Rafik Will, junge welt, 2015-12-14

Ein Performance-Abend gegen die Montagsdemos: „Warpop Mixtake Fakebook Volxfuck Peace Off!“ hatte in Berlin Premiere

(…) … die fulminante Licht-, Musik- und Diskursschow setzt sich mit der Frage auseinander, warum sich die rechten Montagsdemos etablieren konnten und welche Gefühle sie instrumentalisieren. (…) (Der Abend) ist trashig, unterhaltsam und politisch – die Symbole der 80er Jahre drehen frei. Und wenn man nicht nachdenkt, werden sie von den Rechten kassiert. Die Gruppe andcompany&Co. ruft zur Verweigerung auf: gegen die Angst, die vom Staat, den Rechtsradikalen und den Terroristen geschürt wird. Es ist schön, wie die „alte“ Friedensbewegung, die niemals mehr so mächtig wurde wie in den 80er Jahren, von andcompany&Co. zwar kritisch betrachtet, aber nicht in der heute obligatorischen ironischen Manier durch den Kakao gezogen wird. Dahinter steckt die ernsthafte Frage, in welches Jahr man denn zurückreisen muss, damit die Rechten einem nicht die Friedenstaube klauen. (…)

junge welt

STIMMUNG GEGEN KATASTROPHEN

Doris Meierheinrich, Berliner Zeitung, 2015-12-15

Die andcompany singt im HAU gegen Dogmen an

(…) klare Linien gibt es im Schland of Confusion nicht mehr – soll es auch nicht geben. Konfusion – das ist bei der andcompany&Co. keine Drohung sondern eine Feier. (…) … zum Glück gibt es in den 1980ern die engagierte Popkultur, in der die Katastrophenstimmung lebensfroh zermixt und vielgestaltet verarbeitet wird. Genau das passiert an diesem Abend, der Zeiten, Ängste und Songs miteinander vermischt und gegen kleingeistigen Dogmatismus unserer Tage ansingt. Es ist eine Feier der Postmoderne, mit ihrem Denken des Vielen, … (…)

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ANGST ESSEN VOKALE AUF

Sascha Krieger, stagescreen, 2015-12-15

andcompany&Co.: WARPOP MIXTAKE FAKEBOOK VOLXFUCK PEACE OFF! ‘Schland Of Confusion, Hebbel am Ufer/HAU3, Berlin

(…) Der Abend mit dem unaussprechlichen Namen ist ein audiovisuelles Mixtape aus Popkultur, Politik, Urängsten und Populismus, das auf wahnwitzig virtuose Weise Achtziger und Heute verschränkt, die Gegenwart als Widergänger der Vergangenheit zeigt und vorführt, wo und wie wir uns wiederholen. (…)

stagescreen

Im Kleid eines Narren

Sylvia Staude, FR, 2016-01-20

(…) „This is a ’Schland of Confusion“ – und überhaupt ist es nicht nur fünf, sondern drei Minuten vor zwölf an diesem munteren, 75-minütigen Abend. Wäre er länger, könnte man ihn eine Tour de Force nennen. Er ist sprunghaft auf eine hübsche, einleuchtende Art. Er spielt mit den Wörtern. Seine Schärfe steckt im Kleid eines Narren, seine Seitenhiebe (auf Xavier Naidoo zum Beispiel) kommen so schnell, dass man sie fast überhören und -sehen kann. Eine umfassende popkulturelle und politische Bildung ist hier durchaus von Vorteil. (…)

FR

Alte Freundin Angst

Eva-Maria Magel, FAZ (Rhein-Main), 2016-01-21

(…) …, wie es denn steht mit der Angst und der Nichtangst in unserem ‚Schland of Confusion‘, einer Nation in Angstlaune, als wär’s die Kehrseite einer Fußballfeier – die andcompany, spezialisiert auf das Ausgraben und Verflechten geschichtlicher Schlingpflanzen, hat sich an die Angst gemacht, die gute alte, die von den Angelsachsen „German angst“ genannt wird. „In der Angst ist das süßliche Wir-Gefühle wiedererweckt“, sagt eine sprechende Pershing-2-Rakete an einer Stelle, und das ist, wie die ganzen 70 Minuten, treffend, sehr komisch und ein wenig beunruhigend zugleich – schließlich macht es auch nervös, tief ins Irrationale zu blicken. (…)

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Roten Faden durch angstbesetztes Hier und Jetzt fädeln

Dennis Vollmer, WAZ, 2016-02-07

(…) „Warpop Mixtake Fakebook Volxfuck Peace off“ klingt nur oberflächlich wie Sprachwirrwarr. Darunter taucht eine verführerisch-schrille wie aufrüttelnde Zustandsbeschreibung auf. Da wehrt sich ein moderner Max Headroom (Alexander Karschnia) gegen gesellschaftliche Lagerbildung: „Ich lasse mich nicht ‘-isieren’!“ Da will Terminator-Braut Sarah Connor eine syrische Familie schützen. Da fühlt sich Claudia Splitt als „Pershing 2“ zu „The Power of Love“ missverstanden, und rechnet auf, wie viele Leben das Atomraketensystem wohl gerettet hat. Versatzstück an Versatzstück heften andcompany ein neues Bild zusammen. Lösungswege aus dem konfusen „Schland“ kann man vom Theater ja nicht erwarten. Vielleicht nur so viel: „Man muss aufpassen, wer hier Frieden schreit!“, mahnt Nicola Nord in einer ernsten Minute. Stark aber sind die vier Kreativen gerade darin, wie sie bekannte Musik und Klänge aufgreifen und in neue Zusammenhänge stellen. Das erinnert an Kurt Weill oder an die Residents, die mit Pop-Stücken bizarre Geschichten erzählen. Und darin sind andcompany fabelhaft.“

WAZ