Zurück in die Zukunft

Münster. Wir schreiben das Jahr 1957. Ein Piepen erschüttert die Welt. Gesendet von einem kleinen künstlichen Weggefährten der Erde, auf Russisch „Sputnik“ genannt. Mit riesigen Cowboyhüten und jeder Menge explosivem Fiction-Trash bewaffnet, machen sich nun sieben Temponauten auf, die Geschichte zurückzudrehen. Ihr Weg führt zurück in die Zukunft. Weil gestern Heute noch Morgen war und der Kalte Krieg noch eine böse Ahnung.
Weil sie auf ihrer Suche nach positiven Zukunftsentwürfen in der Gegenwart nicht fündig werden, erforschen „andcompany & Co.“ die Utopien der Vergangenheit. Das war schon in „Little Red: Herstory“, ihrer cool designten Zeitreise durch die gescheiterten Visionen des Kommunismus so. Und es ist bei „Time Republic“, diesem zeitgemäß zerfaserten Ideologie-Jogging zurück in den Orbit des Kalten Krieges, so. Auch diesmal geht es um die vergessenen Versprechen einer vergangenen Zukunft. Erneut werden jede Menge Fakten und Fiktionen durch den retro-futuristischen Raum gebeamt, dass sich die Pumpenhaus-Bühne krümmt. Und sogar die planetaren Kugelhelme blinken wieder im Takt der ein- und ausgeknipsten Glühbirnen, mit denen sich das Ensemble von einem Zeitzeugendokument zum nächsten sprachmusikalischen Nuklear-Brainstorming buzzert.
Fiktive Besprechungen im Weißen Haus werden da verlesen oder Chruschtschows Erinnerungen. In sehr eigenen Worten erzählen die sieben Performer die Geschichte von Lenin und seiner dreibeinigen Hündin Leika, die beim Gassigehen ballonartig über ihm schwebt und deren Gekläffe wie Sternengesang klingt: Leika in the Sky with Diamonds!
In ihrem politischen Panoptikum aus tanzenden Atomraketen und singenden Kosmonauten schauen sich Kennedy und Yoko Ono, Nixon und Elvis gegenseitig in die Logbücher. Und wenn der gesampelte Ronald Reagan gar seine Rede zum Columbia-Unglück hält, flennt sogar der Mann im Mond silbrige Konfettitränen. Spätestens unter dem discobunten Schein des Lichtorgel-Sputniks aber wird die Raum- und Zeitreise zur artistischen Sprachmusik. Natürlich bleibt auch von dieser „nur“ ein Piepen. Aber immerhin klingt das so schräg wie die sich spiralförmig in den Bühnenhimmel schraubenden Kugellampen leuchten.
Fiktive Besprechungen im Weißen Haus werden da verlesen oder Chruschtschows Erinnerungen. In sehr eigenen Worten erzählen die sieben Performer die Geschichte von Lenin und seiner dreibeinigen Hündin Leika, die beim Gassigehen ballonartig über ihm schwebt und deren Gekläffe wie Sternengesang klingt: Leika in the Sky with Diamonds!
 

Autor

Markus Küper

Veröffentlicht

Westfälische Nachrichten, 2007-10-28