WUNDERKINDER
frei nach dem Film WIR WUNDERKINDER.
andcompany&Co. führen durch hundert Jahre deutsche Geschichte.
STIMMUNG! Dass man die Feste feiern soll wie sie fallen ist eine alte deutsche Weisheit, die für die Vor- wie für die Nachkriegszeit gilt: „Jetzt wird auf die Pauke gehau’n!“ sang Wolfgang Neuss und haute drauf: ‚Neuss paukt deutsch’. Kongenial kommentierte er mit Wolfgang Müller vierzig Jahre deutsche Geschichte im Film Wir Wunderkinder (1958). Es war einer der ersten Nachkriegsfilme, die sich mit den Mitteln der Satire der deutschen Misere widmeten und einer der letzten Produktionen der Göttinger Filmaufbau. Dabei werden wir Zeugen der Lebensläufe zweier Männer, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Der eine, ein Stehaufmännchen, schwimmt, dank seines opportunistischen Anpassungsvermögens allen Widrigkeiten und politischen Verhältnissen zum Trotz, immer auf der Welle des Erfolgs. Ob im Kaiserreich, den Zwischenkriegsjahren, in der Nazidiktatur oder der Wirtschaftswunderzeit, Bruno Tiches weiß, wie man um jeden Preis nach oben gelangt und dort bleibt. Der Andere, Hans Boeckel, bleibt lieber anständig und geht dabei oft leer aus. Während man der Verfilmung dieser „dennoch heiteren Geschichte unseres Lebens“ von Hugo Hartung hierzulande vorwarf, Geschichte zu verharmlosen, verkannte man dabei, dass sich der eigentliche Fokus der Kritik des Films auf die Gegenwart bezog, nämlich das bruchlose „Weiter so“ vieler Kriegsprofiteure unter falschem Namen: „Wir schaffen es. Ohne Waffen-SS.“ (Neuss) Im Ausland sah man dies ganz anders. Und das sowohl in Ost und West. Bei den Filmfestspielen in Moskau wurde er 1959 mit dem „Großen Preis“ und einer Goldmedaille prämiert und Hollywood verlieh ihm 1960 den Golden Globe als bester ausländischer Film. Ferner durfte „Wir Wunderkinder“ als erster westdeutscher Film in Israel gezeigt werden.