Romantische Radikalkuren
Doris Meierhenrich, Berliner Zeitung, 2011-10-24
Die Brechtliebhaber der Truppe suchen den Aufbruch im anarchischen Freibeuter-Theater. Ihren Hang zum dadaistischen, alles aus den Angeln hebenden Collage-Spiel mit Papprequisiten und großem Kasperletheater haben sie schon in „Fatzerbraz“ und „Mausoleum Buffo“ intelligent bewiesen. Dass ihre „Arche B.“ nun nur noch mit Kindern zwischen sechs und elf Jahren in See sticht, muss man als weitere Radikalkur begreifen.
Berlin ist in seinem Schlamassel untergegangen, nur die Kinder waren so schlau, sich rechtzeitig ihre Piratenkostüme anzuziehen und eine Arche zu bauen. Nun segeln sie dahin und suchen neues Land. Was für eins wissen auch sie nicht genau, aber im Konferenzspielen an Bord sind sie schon ganz gut und die großen Regisseure haben es auch verstanden, so genaue textliche und choreografische Wegweiser zu setzten, dass jeder trotzdem noch locker herumtollen kann. Der Spaß jedenfalls scheint die Anstrengung, Texte von Schwitters & Co. zu sprechen, aufzuwiegen. Und genau darum geht es ja bei dieser Landsuche: um neue Menschennähe. So wird getanzt und wieder alles möglich. Die Kinder im Publikum sind begeistert.
Berliner Zeitung