TIME REPUBLIC
Theaterperformance
TIME REPUBLIC
Wir schreiben das Jahr 50 nach der Zeitrechnung kosmischer Komsomolzen: 1957 gelang es der Sowjetunion, einen kleinen „Begleiter" in den Orbit zu schießen und so den Startschuss für die Raumfahrt zu geben. Ein Sputnik-Schock für die westliche Welt – schließlich war nun auch klar, dass es der Sowjetunion ebenso möglich wäre, mit Raketen Amerika zu erreichen. Von diesem Nullpunkt geht „Time Republic" aus, um eine andere Geschichte des 20. Jahrhunderts zu erzählen, die von den vergessenen Versprechen einer vergangenen Zukunft handelt, von Juri Gagarin, der Kuba-Krise, der Mondlandung und dem Mord an John Lennon. Und von jenem letzten Kosmonauten, der 1991 einsam im All kreiste, während sich tief unter ihm auf der Erde die Sowjetunion auflöste. andcompany&Co.sucht nach der Gegenwart der Zukunft in der Gegenwart und greift dafür auf die Vergangenheit zurück, um einen Staat zu gründen, der nicht auf einem Territorium, sondern in der Zeit existiert. So wird die Bühne zum retro-futuristischen Cockpit von dem aus das Zeitschiff gesteuert wird. Alle Technik griffbreit, die sieben Performer/Temponauten in ständiger Interaktion mit Licht, Musik, Bewegung und Bild – Spielfäche und Installation zugleich. Der Kalte Krieg wird als Sieg über die Sonne inszeniert und Ronald Reagans Angst vor einer Alien-Invasion von Juri Gagarin mit einem Lächeln quittiert, das der Himmel geschenkt hat: „Der Weltraum ist dunkel, Genossen, sehr dunkel."
"Sie erzählen die Geschichte des Wettrüstens und des Kalten Krieges als ein sprachakrobatisches Musiktheater. In langen zungenbrecherischen Sätzen türmen sie die Szenarien des Gleichgewichts des Schreckens übereinander, bis diese Sprachkaskaden unaussprechbar werden. Dazwischen gibt es Reden an die Männer auf dem Mond und Training für die Schwerelosigkeit. Es hat Charme, wie hier die ganz große Geschichte mit Mitteln, die oft nach Instrumenten der kindlichen Früherziehung aussehen, erzählt wird."
Katrin Bettina Müller, TAZ 13.10.2007